Nachdem die Corona-Pandemie im letzten Jahr unseren Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte vereitelt hatte, war nun in diesem Jahr die Reise möglich.

Von der mecklenburgischen Seenplatte und dem Müritz Nationalpark hatten wir schon viel gehört. Da gab es Aussagen über ein Eldorado für Naturfotografen bis hin zu tollen Landschaftsbildern mit Nebelschleiern über einem der (über 1000) Seen bei aufgehender Sonne. Wir hatten also ziemlich genaue Vorstellungen davon, was für Fotos wir dort gern machen würden.

Über das Internet konnten wir uns im Vorfeld schon recht gut informieren. Im Müritz Nationalpark gibt es tolle Beobachtungshütten, die auf einer interaktiven Karte auf der Website des Nationalparks angezeigt werden.

Die Liste unserer Wunschmotive war also recht lang: zum einen waren es natürlich die für die Seenplatte charakteristischen und bekannten Arten wie Kranich, Seeadler und Co. Zum anderen standen Landschaftsbilder auf unserer Liste, Seen mit Nebelschleiern, urige Wälder und der Kranichzug im Sonnenuntergang.

Wir starteten also hoffnungsvoll und auch recht blauäugig in unseren Urlaub.

Natürlich war uns bewusst, dass eine Region wie die Mecklenburgische Seenplatte nicht in einem 10-tägigen Urlaub von absoluten Neulingen in dem Gebiet erschöpfend fotografisch dargestellt werden kann. Trotzdem wollten wir besondere Fotos machen, sowohl im Bereich Natur als auch von den vielen sonstigen Motiven wie Schlösser, Herrenhäuser und Alleen. Von all dem hatten wir schon wirklich beeindruckende Aufnahmen gesehen.

Dieser Bericht soll auf hoffentlich humorvolle Weise zeigen, mit was für (unerwarteten) Schwierigkeiten man als Fotograf auf Reisen rechnen kann, speziell in einem neuen und unbekannten Gebiet.

Manche Faktoren kann man so gar nicht beeinflussen, wie beispielsweise das Wetter. Es gab einfach keinen Nebel. Außerdem gab es fast permanent eine geschlossene Wolkendecke, also hatten wir keinen tollen Sonnenauf- oder Untergang. Schon hier zeigt sich, dass Naturfotografie vor der Haustür (wo man spontan auf das Wetter reagieren kann) viele Vorteile hat.

Kranich-Fotografie für Anfänger

Versuch 1:

Eine Führung zum Rederang-See mit dem Nationalpark-Ranger

Natürlich muss man aus den Gegebenheiten immer das Beste machen, und die Möglichkeiten so gut es eben geht, nutzen. Die erste Anlaufstelle für Informationen (vor Ort) war die Nationalpark-Information in Federow. Dort wurde uns die Teilnahme an einer Führung zum Schlafplatz der Kraniche am Rederang-See empfohlen. Wir hatten eine wunderbare Ferienwohnung in fußläufiger Distanz, was wirklich klasse war.

Der nette Ranger, der die Führung leitete, gab uns viele hilfreiche Informationen, wie beispielsweise, dass die Fluchtdistanz der Kraniche etwa 200m (!) beträgt. Hier ein Beispielfoto, um das etwas zu verdeutlichen.

Dieses Foto haben wir mit 70mm Brennweite gemacht. Im Vergleich dazu hat das menschliche Auge etwa eine Brennweite von 50mm, d.h. die Kamera vergrößert die Kraniche (wenn auch nur sehr gering) schon auf diesem Foto.

Ab 16 Uhr war der Schlafplatz der Kraniche nur noch im Rahmen dieser vom Nationalpark organisierten Führung zugänglich, um die Kraniche nicht zu beunruhigen.

Kraniche sind Zugvögel, und müssen sich genug Kraftreserven anfuttern bevor sie in den Süden (hauptsächlich in die Extremadura in Spanien – ca. 2600km Entfernung) starten. Jede Beunruhigung kostet die Vögel kostbare Energie. Daher ist eine Annäherung (auf Fotodistanz) aus naturschutz-technischen Gründen verboten. Natürlich gibt es Ausnahmen bzw. gewisse Möglichkeiten wie das Buchen einer Foto-Hütte. Diese Hütte muss dann vor Sonnenaufgang (mit Essen, Ausrüstung und einem Eimer…) bezogen werden, und darf erst nach Sonnenuntergang wieder verlassen werden. Es heißt zwar immer, man soll raus aus seiner Komfortzone, aber in diesem Fall – nein danke…

Versuch 2:

Abendliche Ausfahrt mit dem Schiff zu den Schlafplätzen der Kraniche

Der nächste Versuch war dann eine Ausfahrt mit dem Schiff zu den Schlafplätzen der Kraniche. Es wurde uns versichert, dass die Vögel sogar über das Schiff fliegen würden! Das war dann auch tatsächlich der Fall, allerdings sind wir nicht auf die Idee gekommen, zu fragen wie hoch die Kraniche da eigentlich fliegen…

Beim Versuch, mein schweres 500mm-Tele nach oben zu richten, bin ich sehr schnell an meine Grenzen gekommen.

Einflug der Kraniche im Sonnenuntergang
Schlafplatz der Kraniche – fotografisch kein Highlight…
Es waren mehrere Schiffe unterschiedlicher Anbieter unterwegs.
Ganz vergeblich war die Kranich-Ausfahrt nicht, Romeo hat die Zeit sinnvoll genutzt, und eines meiner absoluten Lieblingsbilder gemacht.

Versuch 3:

Besuch des KRANORAMA

Der dritte Versuch bestand dann in einem Besuch des Kranorama, der Kranich-Beobachtungsstation des NABU. Dort werden die Kraniche angefüttert, näher als dort kommt man wohl kaum (ohne Nutzung einer Foto-Hütte) an die Vögel ran. Anfahrt von Federow bei Waren etwa 2h – also nicht gerade nachhaltig. Immerhin, wir konnten dort Fotos machen, wenn auch die Lichtstimmung nicht dem entsprach, was wir uns so vorgestellt hatten.

Kraniche auf dem Feld beim Kranorama, wo sie mit Mais gefüttert werden.

Mittlerweile wieder zuhause besteht der Plan darin, es in der Gegend von Zingst nochmal zu versuchen, und evtl. das Ganze mit einem Besuch im Augsburger Zoo (dort gibt es tatsächlich Graukraniche) zu ergänzen.

Seeadler fotografieren in Meck-Pomm

Die nächsten Vögel auf unserer Liste waren Fisch- und Seeadler. Auch Fischadler sind wie die Kraniche Zugvögel, und waren schon auf dem Weg nach Afrika bzw. Südost-Asien als wir unseren Urlaub antraten. Seeadler hingegen verbringen den Winter bei uns. Und tatsächlich konnten wir sie an mehreren Seen im Müritz-Nationalpark sehen. Allerdings war auch da die Fotodistanz für gute Bilder viel zu groß. Mit etwas Glück konnten wir bei einem Überflug Bilder machen.

Tatsächlich sind auf diesem Foto 4(!) Seeadler zu erkennen, allerdings in einer Distanz, die keine guten Fotos zulässt…
Erwischt!!

Ansonsten war der Besuch bei Fred Bollmann (Rangertours) sein Geld wert. Die Seeadler vom Breiten Luzin (ein See der Feldberger Seenplatte) sind an den Catering-Service von Fred Bollmann gewöhnt, und kommen dann direkt am Boot vorbei geflogen, um sich den Aal zu schnappen. Perfekte Bedingungen, vorausgesetzt man hat zumindest ein bisschen Übung im Fotografieren von Vögeln im Flug. Da hat sich das Üben mit den Möwen im Hafen von Waren gelohnt.

Achtung…
Seeadler
im Anflug!!

Naturfotografen unterwegs in Meck-Pomm

An der Ostsee-Küste

Ein Wunschmotiv von Romeo waren die röhrenden Hirsche vom Darß, im bzw. am Wasser. Die Fahrt dorthin haben wir mit dem Besuch beim Kranorama verbunden. Allerdings hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir konnten zwar an der Küste noch Wasservögel fotografieren, aber die Hirsche haben sich nicht gezeigt. Länger warten konnten wir leider nicht, da es so heftig angefangen hatte zu regnen, dass wir bis auf die Haut nass waren als wir schließlich unser Auto erreichten.

Nebelkrähe
Austernfischer
Möwe

Unterwegs zu den Kormoranen am Warnker See

Noch ein paar Worte zum Müritz-Nationalpark: der Nationalpark ist autofreie Zone. Die Orientierung im Nationalpark ist nicht gerade einfach, da der gps-Empfang durch die ausgedehnten Wälder nicht überall gegeben ist. Zumindest war es mit dem Smartphone kaum möglich, sich zu orientieren. Es gibt dann drei Möglichkeiten: man nimmt an den angebotenen Führungen teil, und traut sich nicht, allein loszuziehen (keine Option für uns). Man kehrt zurück zu den altmodischen Methoden und verwendet Karte und Kompass (kein Problem, wenn man informiert ist, und diese Dinge dabei hat). Die teuerste Möglichkeit ist der Erwerb eines guten Outdoor-Navigationsgeräts, dessen Handhabung natürlich erstmal gelernt werden muss. Wir nutzten die (schlechteste) Möglichkeit: wir haben uns gründlich verlaufen, und statt 45Min. etwa 2h zum Warnker See mit den Kormoranen gebraucht. Als wir dann endlich unser Ziel erreicht hatten, machten wir zwar jede Menge Fotos von den gefühlt 1000+ Kormoranen, allerdings war es für wirklich gute Bilder schon zu dunkel.

Im Wisent-Reservat Damerow und bei den Ivenacker Eichen

Ein Highlight in puncto Tierfotografie war der Besuch im Wisent-Reservat Damerow. Portraits dieser archaisch wirkenden Tiere wollten wir machen, und das war unter den gegebenen Bedingungen gut möglich.

Am gleichen Tag waren wir dann noch bei den Ivenacker Eichen. Diese Bäume sind wirklich beeindruckend, der Älteste von ihnen wird auf ca. 1000 Jahre geschätzt. Die Zäune, die zum Schutz der Bäume angebracht waren, hätte ich gern entfernt, aber auch hier gilt: das Beste machen aus den gegebenen Möglichkeiten.

Bei den Ivenacker Eichen
Auf etwa 1000 Jahre wird diese Eiche geschätzt!

Ein Besuch im Müritzeum sowie eine 7-Seen-Rundfahrt mit der weißen Flotte hat unseren Urlaub vervollständigt.

Hier nun unser Fazit:

Die Mecklenburgische Seenplatte ist definitiv einen Besuch wert, vor allem Naturliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Um dort in der Tierfotografie Erfolg zu haben, muss man das Ganze sehr gut planen, sich gut mit der Tierwelt auskennen, und / oder Vitamin B (so man hat) nutzen. Für Tierbeobachtungen gibt es viele Beobachtungshütten, allerdings sind die Distanzen zum Fotografieren oft zu groß. Nichtsdestotrotz – es hat uns dort sehr gut gefallen. Es war ein tolles Erlebnis vom Tröten der Kraniche morgens pünktlich zum Sonnenaufgang geweckt zu werden. Eine Folge davon: Das Kranich-Tröten verwenden wir nun als Handy-Wecker-Ton.

Lust, noch ein paar Bilder von Meck-Pomm anzuschauen? Dann schaut mal in unsere Galerie!
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