Unser Weg zur Vollmitgliedschaft in der GDT
Die Vollmitgliedschaft in der GDT ist für ambitionierte Naturfotografen ein erstrebenswertes Ziel. Was dahinter steckt, warum das so ist und wie Romeo und ich es geschafft haben, dieses Ziel zu erreichen, das ist das Thema dieses Blogartikels.
Mitglied in der GDT sind wir seit etwa 15 Jahren. Damals hieß die GDT noch Gesellschaft deutscher Tierfotografen. Daher diese Abkürzung – die damals schon für etwas Verwirrung im Bekanntenkreis sorgte.
„Was für Tiere fotografiert ihr denn?“ war eine häufige Frage. Die Antwort „freilebende Wildtiere“ sorgte in der Regel für ziemliches Erstaunen, und für Reaktionen wie: „Das gibt es hier doch gar nicht“.
Meine Antwort, dass selbst ein Regenwurm ein freilebendes Wildtier sei, sorgte dann für Zustimmung und Lacher.
Die Namensänderung in „Gesellschaft für Naturfotografie“ war für uns sehr hilfreich. Jetzt müssen wir nur noch die Abkürzung GDT erklären, was das Ganze sehr viel einfacher macht.
Was hat es nun mit der Vollmitgliedschaft auf sich?
Grundsätzlich kann jeder Mitglied in der GDT werden. Je mehr Mitglieder ein Verein hat, umso eher ist es möglich, die satzungsgemäßen Ziele zu erreichen. Daher gibt es heute auch nicht mehr die Unterscheidung in Voll- und Fördermitglieder – es gibt einfach nur Mitglieder. Nichtsdestotrotz, manche Postitionen sind nach wie vor den „Vollmitgliedern“ vorbehalten, z.B. muss man als Mitglied des Vorstands Vollmitglied sein. Ansonsten gibt es keine Hierarchie in der GDT. Die Vollmitgliedschaft ist mehr etwas Persönliches, eben ein Ziel, das man erreichen möchte.
Die Vollmitgliedschaft steht für besondere/herausragende Naturfotografie, welche den Ansprüchen an technisch einwandfreie und ethisch unbedenkliche Fotografie entspricht sowie die Werte der GDT wahrt. Ein Gütesiegel für Naturfotos der besonderen Art.
So steht es auf der Website der GDT, und dieses Gütesiegel ist es, was wir haben wollten. Als Vollmitglied darf man auch das GDT-Logo für Werbezwecke nutzen, z.B. auf der Website, auf Flyern usw.
Als wir Neulinge in der Naturfoto-Branche waren, war dieses Gütesiegel noch sehr weit entfernt, zumindest schien es uns so. Und doch haben wir es mittlerweile beide geschafft. Es ist also möglich dieses Ziel zu erreichen, sogar für Normal-Sterbliche.
Wie haben wir es also geschafft?
1. Lernen:
Ein gewisses Know-How braucht man durchaus, um gute Fotos machen zu können. Auch die teuerste Kamera macht nicht automatisch gute Fotos. Genaugenommen sind es sogar die Profi-Kameras, die auf einen sogenannten Programm-Modus verzichten, und die richtig bedient werden wollen.
Wobei auch hier gilt:
Grau ist alle Theorie! (aus Goethes Faust, Teil 1)
Viele (Hobby-)Fotografen verfügen über ein derart fundiertes technisches Wissen, dass ich vor Neid erblassen könnte. Ob das schlussendlich zu besseren Bildern führt, ist eine schwer zu beantwortende Frage.
Nicht nur über die Technik, auch über die Motive sollte man etwas wissen.
Hier mal ein Beispiel: In der Regel sind Naturfotografen Frühaufsteher, da man eben in der Zeit um den Sonnenaufgang herum das beste Licht hat. Diese Regel gilt aber eben nicht für alle Motive!
Der Alpenbock-Käfer beispielsweise ist ein Langschläfer, und kommt erst aus seinem Versteck, wenn die Sonne scheint und gewisse Temperaturen erreicht worden sind.
Unsere persönliche Vorgehensweise beim Lernen ist eher autodidaktisch als über Workshops oder ähnliches. Da ist jeder ein anderer Lerntyp.
2. Übung macht den Meister!
Von dem US-Psychologen Anders Ericsson stammt die bekannte 10.000-Stunden-Regel. Diese Regel ist eigentlich nur eine Neuauflage der alten Weisheit „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“ (griech. Dichter Hesiod, 700 v. Chr.)
Was schon die alten Griechen wussten, mussten wir uns auch klar machen:
Übung macht den Meister.
Immerhin war zumindest früher „Fotograf“ ein dreijähriger Ausbildungsberuf, und bis man es zum Meister gebracht hat, hat es bestimmt die 10.000 Stunden Übung/Lernen gebraucht.
3. Raus aus der Komfortzone!
Wie gerade eben schon erwähnt, sollte man für manche Bilder früh aufstehen. Das gilt vor allem für Landschaftsfotos. Wach werden und Kaffee brauen, Anfahrt, Fußweg bis zum Fotospot, Aufbau – all das muss einkalkuliert werden, und dann der Wecker entsprechend früh gestellt werden.
Nicht nur früh aufstehen kann unangenehm sein. Schweres Equipment durch die Gegend zu tragen ist auch nicht jedermanns Sache. Da wird dann schon mal gern auf das Stativ verzichtet, und logischerweise dann auch auf Filter, die eben nur mit Stativ verwendet werden können.
Auch manche Perspektiven erfordern vollen (Körper-)Einsatz: Auf Augenhöhe fotografieren bedeutet bei manchen Motiven eben, dass man hinknien oder auf den Boden liegen muss.
4. Professionalität erkennt man an der Kritik-Fähigkeit
Wer schon mal bei einer Bilderbesprechung (z.b. bei einer Fotogruppe) dabei war, hat es sicher schon erlebt:
Keiner traut sich, die Wahrheit zu sagen. Da werden Bilder schön geredet, und damit dem (vermutlich) Anfänger die Chance genommen, aus seinen Fehlern zu lernen, und sich auf den Weg zu besseren Bildern zu machen.
Woher kommt eigentlich diese vermeintliche Rücksichtnahme?
Wenn es um die eigenen Fotos geht, werden viele Menschen erstaunlich emotional. Mit der Aussage „Hauptsache, mir gefällt es!“ kann man jedes Foto „schön reden“. Diese Betriebsblindheit ist durchaus nachvollziehbar: Je nach Situation verbindet der Fotograf ein gewisses Erlebnis und gewisse Emotionen mit seinem Foto. Diese Gefühle kann der Betrachter nicht nachvollziehen. Berechtigte, konstruktive, nicht beleidigende Kritik annehmen ist aber unumgänglich um weiterzukommen, und um letztendlich bessere Fotos zu machen.
5. Zusammenarbeit mit einer GDT-Regionalgruppe
Innerhalb der GDT gibt es Regionalgruppen. Bei den jeweiligen Gruppentreffen und -Veranstaltungen (Corona lasse ich jetzt mal außen vor) gibt es Unterstützung und Austausch. Auch wir haben hier viel Unterstützung bekommen. Bis zur Annahme meiner Bilder (Kerstin) gab es einige Zoom-Calls zur (ehrlichen) Bilderbesprechung, und Joachim Wimmer hat mir immer wieder eine sehr ausführliche Mail bezüglich meiner Bilder geschickt, Ihm möchte ich hier auch nochmal ganz besonders danken!
Da die Bewertung der Bewerbungen für die Vollmitgliedschaft von Ehrenamtlichen gemacht wird, sollte möglichst im Vorfeld schon Kontakt zu engagierten GDTlern aufgenommen werden, Bilder gezeigt und besprochen werden, so dass sich der Aufwand für die Ehrenamtlichen entsprechend verringert.
Was braucht man NICHT für die Vollmitgliedschaft?
1. Überteuertes Spezial-Equipment:
Einige der Fotos, mit denen ich Vollmitglied geworden bin, habe ich mit einer 10 Jahre alten Spiegelreflex-Kamera gemacht. Wäre diese Kamera nicht kaputt gegangen, würde ich sie heute immer noch verwenden.
2. Besondere und/oder außergewöhnliche seltene und spektakuläre Motive
Vom schon erwähnten Regenwurm habe ich bisher noch keine wirklich kreativen Fotos gesehen. Und eben darauf kommt es an:
Das Motiv besonders darzustellen, und eben NICHT, ein besonderes Motiv darstellen.
Was ist im Gegensatz dazu dann wirklich, wirklich wichtig?
Mit einem Satz:
Hingabe und Leidenschaft für das tollste Hobby der Welt.
Und nun wünschen wir unseren Lesern viel Erfolg beim Erreichen ihrer fotografischen Ziele, und eben auch beim Erreichen der Vollmitgliedschaft in der Gesellschaft für Naturfotografie.
Hier noch ein paar interessante Links und downloads:
- GDT Website
- Blog-Artikel von Stefan Fürnrohr (GDT-Vorstand) über den Ablauf einer Vollmitgliedschaftsbewerbung
- Das Bewertungsgremium für die Vollmitgliedschaft
- Richtlinien für die Bewerbung zur Vollmitgliedschaft (download)
- Unsere GDT-Regionalgruppe
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