Unsere Ausrüstung – Equipmentkauf für Schwaben
Als gebürtige und im Großraum Stuttgart aufgewachsene Schwäbin habe ich manche Denkweisen (neudeutsch „Mindset“) quasi mit der Muttermilch (und während der Kehrwoche) aufgesogen.
Einen gewissen ausgleichenden Effekt gab es dank der Tatsache, dass mein Vater „Reingschmeckt“ war – heute würde man sagen: er hatte Migrationshintergrund, da er aus Berlin ins Schwabenland gekommen war.
Außer für den typisch schwäbischen Fleiß („Schaffa, schaffa, Häusle baue, Hund wegschaffa, selber belle!“) sind die Schwaben für ihre Sparsamkeit bekannt. Böse Zungen behaupten sogar, Schwaben wären wegen Verschwendungssucht des Landes verwiesene Schotten…
Mit diesem „Mindset“, und in dieser Umgebung überlegt man es sich natürlich dreimal, wofür man sein Geld ausgibt.
Wozu braucht man schließlich so eine „fette“ Kamera? Hey, wozu braucht man so einen „fetten“ Daimler? Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, wofür er sein Geld ausgibt. Nichtsdestotrotz – wir wollen Geld nicht unnötig ausgeben, und vielleicht noch was übrig haben für z.B. Urlaub usw.
Daher hier erst mal der gute Rat meiner schwäbischen Verwandtschaft:
Über einen hohen Preis ärgert man sich einmal, über schlechte Qualität solange man ein Produkt nutzt.
Mehrausgaben aufgrund von Fehlkäufen, auch beschönigend „Lehrgeld“ genannt, kennt wohl jeder. Und das genau möchte auch jeder gern vermeiden, ob Schwabe oder nicht. Und auch Schwaben sind (mittlerweile) durchaus bereit, Geld fürs Hobby und für Reisen auszugeben.
Erstmal ein paar grundsätzliche Überlegungen vor dem Equipment-Kauf:
- Was möchte ich fotografieren? Möchte ich mich auf ein bestimmtes Fotografie-Genre beschränken, z.B. Naturfotografie, oder Porträt?
- Wann möchte ich fotografieren? (Nur im Urlaub, und bei besonderen v.a. familiären Anlässen u.ä.)
- Wie intensiv möchte ich ins Hobby „Fotografie“ überhaupt einsteigen? Soll es beim Hobby bleiben?
Je nach dem, wie die Antworten ausfallen, kann es auch durchaus besser sein, erst mal beim Smartphone zu bleiben. Wenn Du allerdings deine erste Safari nach Afrika planst, dann solltest Du etwas besser aufgestellt sein. Weitere Infos zum Thema Kamera-Kauf findest Du in unserem Artikel: Die Spiegellose ist der Spiegelreflex ihr Tod.
Unser „Genre“ ist Natur- und Reisefotografie, mit einem Wort also – Alles. Im Laufe der Jahre (wir fotografieren mittlerweile seit etwa 15 Jahren) ist da einiges an Equipment zusammen gekommen.
Ich stelle hier mal ein paar der Dinge vor, ohne die wir das Land nicht verlassen würden…
Kerstin:
Meine geliebte Nikon D7500, die ich fotografisch wirklich für Alles verwende (plus Zweit-Kamera für Notfälle – auch eine Nikon D7500)
Kerstins Lieblingsobjektive:
Nikon AF-S Nikkor 200-500mm f5,6 ED VR
Nikon AF-S Nikkor 16 – 85mm f3.5 – 5.6 (wird leider nicht mehr hergestellt)
Nikon AF-S 10-24mm 1:3,5-4,5 DX G ED
Nikon Nikkor AF-S 70 – 300mm f4.5 – 5.6 (gibt es heute in der neueren Version als Nikkor AF-P)
Nikon AF-S Micro-Nikkor 85mm 1:3,5 DX G ED VR
Romeo:
Er liebt die Nikon D850, und hat vor allem für Wildlife noch die D500 (wird bedauerlicherweise nicht mehr hergestellt) am Start.
Romeos Lieblingsobjektive:
Tamron SP 15-30mm f/2,8 Di VC USD G2 Nikon FX
Tamron SP 24-70mm f/2,8 Di VC USD G2 Nikon FX
Nikon AF-S Nikkor E 70-200mm f/2,8 FL ED VR Nikon FX
Nikon AF-S Nikkor E 200-500mm f/5,6 ED VR Nikon FX
Nikon AF-S Nikkor 60mm f/2,8 G-ED Micro Nikon FX (lwird leider nicht mehr hergestellt
und viele andere gute Objektive
Lensbaby für special effects
Einbeinstativ:
Wir haben beide das gleiche Einbeinstativ, das wir in Kombination mit dem Nikkor 200 – 500mm bzw. 200 – 400mm verwenden, ausgestattet mit dem genialen Monostat-Fuß.
Ehrlich gesagt, nach mehreren Fehlkäufen ist es das einzige Einbeinstativ, dass ich wirklich empfehlen kann. Die kleinen dünnen Füße bei normalen Einbeinstativen rutschen bei Verwendung einer großen Kamera-Objektiv-Kombi sehr leicht weg. Und wann sonst brauche ich denn bitte ein Einbeinstativ? Jedenfalls ist mir das dauernd passiert damit, daher kein Einbeinstativ ohne Monostat-Fuß. Von Gitzo gibt es wohl etwas ähnliches, haben wir aber nicht getestet.
Dreibein-Stative:
Ein Dreibein-Stativ von Rollei verwende ich vor allem für Landschaftsfotografie (Langzeitbelichtungen und Filterfotografie), und Makros. Romeos Stativ ist von der Firma Feisol, wo mich das Preis-Leistungsverhältnis echt überzeugt hat (Von einer gebürtigen Schwäbin getestet!)
Nach persönlicher Vorliebe muss man entscheiden, ob man Klemm- oder Schraub-Verbindungen bevorzugt.
Je mehr Segmente, umso kleiner das Packmaß – aber umso instabiler ist das Ganze dann auch.
Ansonsten noch folgender Hinweis:
Mein Stativ hat keine Mittelsäule. Eine Mittelsäule macht das ganze System instabil, außerdem wird es schwierig mit dem bodennahen Arbeiten. Bei der maximalen Höhe des Stativs (plus Stativ-Kopf) sollte der Sucher der Kamera etwa auf Augenhöhe sein.
Kein Stativ ohne Stativkopf:
Hier geht eine klare Empfehlung an Arca-Swiss. Alle anderen, die wir ausprobiert haben, sind nicht stabil gewesen. Will sagen, die Kamera-Objektiv-Kombi ist beim Gestalten des Bildes abgesackt, was einen negativen Effekt auf die Gestaltung hat. Außerdem waren die Fotos trotz Stativ nie scharf. Ein wackeliges Stativ führt zu verwackelten Aufnahmen. Und da wird für mich eine teure Kamera-Objektiv-Kombi irgendwie obsolet… Außerdem: ein wackeliges Stativ kann auch leicht umfallen – und dann kann es richtig teuer werden…Da geht dann die ganze Freude am Fotografieren flöten.
Hier ein wirklich gut gemeinter (Schwaben-erprobter!) Rat:
Bei Stativ und Kopf nicht am falschen Ende sparen, schlussendlich landet man doch bei den teureren Sachen, hat aber zusätzlich auch noch irgendwelchen Schrott gekauft (und bezahlt…)
Die diversen Kleinigkeiten:
Kamera-Gurt:
Wir verwenden die Kamera-Gurte von Peak Design mit diesen genialen Ankern. Damit kann man schnell und einfach den Gurt von der Kamera entfernen. Beim Fotografieren mit Stativ sind Kamera-Gurte nicht nur störend, sondern man kann leicht daran hängen bleiben, was dann böse enden kann. Wenn man mehrere Kameras hat, braucht man trotzdem nur einen Kamera-Gurt – da freut sich mein innerer Schwabe! Ein weiterer Vorteil der Peak-Design-Gurte: man kann sie mit einem Handgriff länger oder kürzer machen, also der verwendeten Kleidung anpassen. Außerdem sind sie lang genug, um die Kamera quer auf einer Schulter zu tragen.
Hier noch ein wichtiger Hinweis zur Verwendung von Kamera-Gurten:
der Gurt muss immer (!) am schwersten Teil befestigt werden – also ggf. am Objektiv oder der Objektiv-Schelle, sonst leidet das Kamera-Bajonett. Für die Kamera-Gurte von peak-design gibt es dafür spezielle Halterungen.
Filter:
Nach umfangreicher Recherche haben wir uns für die Filter von Rollei entschieden, als da wären:
Zirkularer Polfilter
Rechteck-Filter (Set mit Halterung und Adaptern)
Fernauslöser:
Beim Kauf unbedingt darauf achten, dass man keine „Spezial-Batterien“ braucht. Die können nämlich echt ins Geld gehen. Außerdem sollte es eine Feststell-Taste mit Verriegelung geben für Langzeitbelichtungen. Damit kann man dann länger als 30 Sekunden ( Bulb-Funktion) belichten.
Winkelsucher:
Auch wenn man eine Kamera mit klappbarem Display hat, gibt es Perspektiven, wo ein Winkelsucher hilfreich sein kann, vor allem bei Hochformat.
Reinigungsset:
Ich denke, dieses Gadget erfordert keine weiteren Erklärungen.
Speicherkarten:
siehe Reinigungsset
Ersatz-Akkus:
Sie sind super wichtig! Ohne Ersatz-Akku würde ich das Haus nicht verlassen. Die Dinger sind schließlich immer gerade dann leer, wenn man ein richtig tolles, in der Regel unerwartetes Motiv vor der Linse hat. Daher ist der beste Aufbewahrungsort griffbereit in der Jacken- oder Hosentasche (bitte mit Reissverschluss). Auch da nicht am falschen Ende sparen – mit Akkus von Fremdherstellern haben wir selten gute Erfahrungen gemacht. Gegebenenfalls lohnt sich hier tatsächlich der Weg zum Fachhändler mit guter Beratung. (Z.zt. sind die Original-Akkus von Nikon leider nicht lieferbar… Stand Sept 22)
Bohnensackstativ*:
Scheint sinnvoll zu sein, bis man merkt, dass man auch ohne das Ding direkt auf dem Boden herum rutschen kann… daher lieber irgendeine beliebige Unterlage nutzen falls notwendig (z.B. eine Mülltüte). Ich persönlich benütze den Bohnensack nur dann, wenn ich die Kamera für ein Foto auf den Boden legen muss, ohne sie festzuhalten.
Zu guter Letzt:
Kamera-Rucksack:
Unsere Kamera-Rucksäcke haben wir speziell für unsere Madeira-Reise bzw. allgemein für Flugreisen gekauft. Gewicht war unter anderem ein wichtiger Faktor. Nach langer Recherche haben wir uns für die Rucksäcke der Firma NYA-EVO entschieden. Dabei handelt es sich um eine Art „Baukasten-System“ mit austauschbarem Einsatz. Je nach dem, was man mitnehmen möchte, kommt ein anderer Einsatz zum Einsatz. In den größten der Einsätze passt sogar das 200 – 500mm Objektiv gut rein, mit Body und dem ganzen anderen „Kleinkruscht“, den man so braucht. In den beiden Außentaschen kann man zwei Flaschen oder Thermobecher (oder weiß ich was) transportieren, und das Stativ kann man auch noch befestigen. Von uns hier (trotz hohem Preis – wir ärgern uns mittlerweile nicht mehr, sondern genießen die gute Qualität) eine klare Kaufempfehlung!
Kaufen kann man die Rucksäcke entweder direkt beim Hersteller, oder bei CalumetPhoto.
Outdoor-Kleidung:
Kann man natürlich bei Globetrotter kaufen, allerdings geht’s auch deutlich günstiger bei Engelbert Strauss. Engelbert Strauss ist kein auf Outdoor spezialisierter Händler sondern spezialisiert auf Arbeitskleidung. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Preis-Leistungsverhältnis lässt mein schwäbisches Herz höher schlagen.
Hier geht’s noch zu einem Test von speziellen Winterhandschuhen für Fotografen
Fazit:
Das wäre dann mal die Grundausstattung, die immer noch deutlich unter dem Preis für den erwähnten „fetten“ Daimler liegt.
Geld ausgeben fürs Hobby?
Da kann ich nur sagen:
YOLO! (You Only Live Once = man lebt nur einmal!)
Und das gilt sogar für Schwaben!
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